Energiesparen
Energiesparen leichtgemacht – mit unseren PCs!⌗
Wir alle blicken mit Entsetzen auf den momentanen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. Wie in allen gewaltsamen Konflikten sehen wir wieder viel schlimme Zerstörung und die vielen Opfer auf allen Seiten. Dabei ist dieser Konflikt nicht die einzige Krise, die wir zu bewältigen haben: Noch immer herrscht in Syrien und vielen anderen Regionen kein Frieden. Überall auf der Welt leiden und sterben zu viele Menschen leidvoll und unnötig. Eine sich seit Jahrzehnten abzeichnende Klimaerwärmung, die auf eine verschleppte Energiewende trifft, verursacht schlimme Unwetter mit zahllosen Opfern. Die Pandemie, die uns immer noch im Griff hält, sorgt Tag für Tag für tausende Tote und abertausende Versehrte. Die Inflation bedroht unseren Wohlstand und macht Geringverdienern das Leben unerträglich. Die Menschheit ist herausgefordert.
Hinter vielen der Probleme steckt unser Umgang mit Energie. Sei es als umkämpfte Ressource in vielen Regionen dieser Welt, als umstrittenes Handelsgut und Gegenstand von Sanktionen, als mutmaßlicher Verursacher des Klimawandels oder als teure Wärmequelle, die unseren Geldbeutel zusehends stärker belastet.
Erst kürzlich hat unser Energieminister Rudolf Haarbek alle Bürger zum Sparen von Öl und Gas aufgefordert, damit wir trotz der Lieferlücken bei diesen fossilen Energien durch den Winter kommen. Zugleich senken wir damit unseren CO2-Ausstoß weiter, um seine Heimat Schleswig-Holstein vor den Fluten zu retten. Wir von ICCB.dev sehen dieser Entwicklung nicht tatenlos zu, sondern haben einige Empfehlungen zusammengestellt, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann.
Die Ausgangssituation⌗
Die IT-Branche ist eine Berufsgruppe von Menschen mit sehr speziellen Charaktermerkmalen. Provisionsgetriebene Headhunter verleiten diese hochqualifizierte Spezies mit vollmundigen Versprechen, Verträge bei kurzlebigen StartUps mit vermeintlichen attraktiven Annehmlichkeiten zu unterzeichnen. Kaum im Job gestartet und in der neuen ernüchternden Realität angekommen, kommt der nächste Headhunter mit noch größeren Versprechen.
Schnelle Job-Wechsel sind die Folge, die mit vielen Wohnortwechseln einhergehen. Auf Grund der branchentypisch hohen Arbeitslast finden ITler in der jeweiligen neuen Heimat kaum sozialen Anschluss, sodass der nächste Job beliebig in einer anderen Stadt sein darf. ITler werden so fast nie sesshaft. Ihr Leben lang ziehen sie von Mietwohnung zu Mietwohnung.
Und hier liegt die Krux: Während Eigenheimbesitzer energetisch sanieren, dürfen Mieter in ihren Mietwohnungen kaum Veränderungen vornehmen. An eine energetische Sanierung ist nicht zu denken, denn die nötige Investition liegt nicht im Interesse des Vermieters. Die Heizkosten können bequem auf den Mieter umgeschlagen werden, während die Sanierung hohe Kosten verursacht, die kaum auf die Mieter umgelegt werden können.
Machtlos muss jeder Mieter zusehen, wie der ineffiziente fossile Heizungsdinosaurier im Keller am Leben gehalten wird. Der ITler ist dem profitgierigen Vermieter in seiner Klimaignoranz ausgeliefert. Vermeintlich. Wir müssen also andere Wege finden, wie wir selbst im unsanierten Altbau etwas beitragen können.
Umstieg auf Öko-Strom⌗
Auf Grund der häufigen Umzüge und des Arbeitsalltags finden viele ITler kaum Zeit, sich mit Stromverträgen der lokal verfügbaren Versorger zu befassen. Viele nutzen daher teure Grundversorger-Tarife, die ihnen zwar die nötige Kündigungsflexibilität für schnelle Job-Wechsel geben, die aber meist auf fossilen Energieträgern beruhen und das Problem verschärfen.
Fast alle Stromanbieter bieten mittlerweile auch Ökostrom-Angebote, die zum Teil überraschend kurze Kündigungsfristen von wenigen Wochen haben und günstiger als der Grundversorgertarif sind. In Zeiten der Remote-Arbeit ist die Kündigungsfrist oft auch kein Problem mehr, da man im Zweifelsfall erst mal weiter von daheim arbeiten kann. Der Stromlieferant garantiert CO2-Neutralität und damit Unabhängigkeit von fossiler Energie. Der Vertragsumstieg ist ein Kinderspiel, begleitet von Geschenken.
Mit dem Vertragswechsel werden auf einen Schlag viele Geräte CO2-neutral. Die Mikrowelle und die vielen 24/7 laufenden PCs und Monitore verursachen fortan kein CO2 mehr und sind frei von umkämpften fossilen Rohstoffen – ein respektabler Fortschritt, hin zu einer friedlicheren und nachhaltigeren Welt.
Heizen mit Strom⌗
Um restlos aus der CO2- und Rohstoffproblematik zu entkommen, müssen wir uns die Heizung näher ansehen. Der Brenner am Heizkessel im Keller verheizt trotz unserer ersten Maßnahme weiter munter Gas oder Öl. Also jene Ressourcen, die uns in die heutige Krise geführt haben.
Ein Heizlüfter ist heute für wenige Euros zu haben. Verglichen mit den Kosten für die Installation einer Heizungsanlage macht ein Heizlüfter nicht einmal ein Tausendstel der Kosten einer Heizungsanlage aus. Wir haben uns die Kosten einmal näher angesehen:
Eine kleine Wohnung mit einem Wärmebedarf von dauerhaft zusätzlichen 600W in der Übergangszeit ergibt pro Tag ca. 14,4 kWh, pro Monat ca. 420kWh.
Das entspricht ca. 1,4 cbm Gas oder 1,4 Liter Heizöl je Tag zzgl. Wirkungsgradverluste. Für einen ganzen Monat gerechnet sind das weit mehr als 50cbm Gas bzw. 50 Liter Heizöl, die nach heutigen Preisen ca. 100€ je Monat kosten. (70€ + Wirkungsgradverluste, Wartung der Anlage, Verwaltergebühren).
Beim lokalen Ökotarif des Stromversorgers kosten die 420kWh bei einem Strompreis von 26c nur 109€, also beinahe das gleiche. Dafür kümmern sich Vollzeit-Profis in Zukunftsberufen nachhaltig um die Erzeugung. Das Gewissen ist rein: Kein CO2, keine umkämpften Ressourcen, die Anlass für Kriege auf dieser Welt geben. Bei konsequenter Umstellung ist dann auch der Venedig-Urlaub in 10 Jahren noch möglich. Wir kaufen also Heizlüfter und freuen uns über unseren nachhaltigen Beitrag zum Weltfrieden und Weltklima?
Wir haben eine bessere Lösung gefunden!
Wir nutzen unsere PCs als Heizlüfter mit Mehrwert.⌗
Bei der Vorbeifahrt an einem größeren Rechenzentrum in unserer Region fiel mir auf, dass erhebliche Teile des Areals mit Klimatechnik bebaut waren. Dies ließ mich grübeln – ist es etwa möglich, seine Wohnung mit PCs zu beheizen? Quasi ein Heizlüfter mit Mehrwert?
Zurückgekehrt daheim stellte ich ernüchtert fest, dass alle meine PCs energieoptimiert waren. Sleep-Modes für CPUs, Festplatten und Monitore sorgten für konsequentes Energiesparen. Die SSDs brauchen wenig Energie, und die GPU auf der Grafikkarte ist sowieso fast den ganzen Tag im Leerlauf.
Alle meine PCs waren optimiert auf Infrastrukturen, die auf kritische fossile Energiequellen setzen. In meinem Zuhause ist Strom jedoch seit der Vertragsumstellung nicht-fossil und CO2-frei. Green Power!
Branchenüblich hat mein System ein RAID, eine Nvidia 4080 und einen Intel i9 mit 128GB RAM, wofür ohnehin ein 1000W-Netzteil verbaut ist. Es sind also alle Voraussetzungen zum Heizen erfüllt. Zeit zum Umdenken!
Schritt 1: Wir deaktivieren die Sleep-Modes⌗
Um das nötige Leistungslevel für eine zuverlässige Wärmeversorgung sicherzustellen, müssen wir zunächst dafür sorgen, dass alle Komponenten stets aktiv bleiben. In den Systemeinstellungen ist dies ganz einfach: Wir stellen alle Stromspar-Einstellungen auf „Never“ bzw „Nie“.
In den Advanced Settings finden wir noch ein verborgenes Setting, das unter dem Namen „High Performance“ den Rest des Rechners wachhält:
Doch Vorsicht: Auch hier wird der Monitor nach 15 Minuten abgeschaltet: Auch dieses Setting schalten wir auf „Never“ bzw „Nie“
Mit den modifizierten Settings steht jedoch noch nicht die benötigte Heizleistung zur Verfügung. Es macht sich die Sorge breit, dass in den Nächten erkältungsträchtig niedrige Temperaturen erreicht werden könnten.
Schritt 2: Volllast für das System⌗
Um die volle Wärmeleistung zu entfalten, müssen heutige PCs viel komplexe Arbeit verrichten. Nicht immer schafft man das als User. Weder Ego-Schießspiele noch Compile-Läufe bringen CPU und GPU zusammen in Volllast. Auch kann der User nicht 24h Stunden am Tag damit verbringen, Last auf dem System zu erzeugen. Selbst Endlosschleifen reizen CPUs und GPUs nicht voll aus. Unser Anspruch ist zudem, dass wir mit der produzierten Wärme sinnvolle Dinge tun, die die Nützlichkeit eines Heizlüfters übersteigen.
Volunteering-Computing-Projekte setzen auf die überschüssige Rechenpower ungenutzter Rechner auf der ganzen Welt, um gemeinnützig für einen guten Zweck verzwickte Rechenaufgaben zu lösen. Da wir das Klima schützen wollen, empfehlen wir das Projekt ClimatePrediction.net[1]. Dieses Projekt lastet neben der CPU auch die GPU aus. Alle Teile des PCs leisten also sowohl ihren gemeinnützigen Beitrag in der Klimaforschung als auch ihren CO2-neutralen Beitrag zur wohligen Wärme im Zuhause.
Fazit⌗
Fossile Energien sind heute ethisch, politisch und klimatisch ein Problem. Zurecht nehmen Klimaaktivisten jedes Wochenende lange Anreisewege in ihren SUVs in Kauf, um in Berlin lautstark auf die Politik einzuwirken. Zu viel Not und Leid stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit fossilen Energien.
Mit dem Umstieg auf einen Öko-Stromtarif und der konsequenten Optimierung der Auslastung und Abwärmenutzung der heimischen PCs steht jedem eine vermieterunabhängige CO2-neutrale Heizungslösung ohne Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zur Verfügung, die obendrein noch der Klimaforschung dienen kann.